Ev.-ref. Kirche Heiligenkirchen
Produktinformationen "Ev.-ref. Kirche Heiligenkirchen"
aus der Reihe: Lippische Kulturlandschaften,
Heft Nr. 30
Gemeinsam mit dem Detmolder Ortsteil feiert in diesen Tagen auch eine
der schönsten und ältesten Dorfkirchen Lippes ihr 1000-jähriges
Jubiläum: Heiligenkirchen. In einer Urkunde, die 1015 oder kurz danach
entstand, wird der altsächsische Ortsname „Halogokircan“ erstmals
erwähnt. Er bedeutet soviel wie „bei der Kirche der Heiligen“. Die
Heiligen – das waren die Heiligenkirchener Schutzpatrone Cosmas und
Damian, ein Brüderpaar. Das heutige Gotteshaus ist im Kern eine
romanische Kirche des späten 12. Jahrhunderts, die mehrfach erweitert
und umgebaut wurde. Archäologen konnten aber einen Vorgängerbau
nachweisen, der bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht und damit in die
Frühzeit des Christentums im Lipperland.
Eine neue Broschüre in der beliebten Reihe „Lippische
Kulturlandschaften“ bietet nun erstmals ausführliche Informationen über
die altehrwürdige Kirche in Heiligenkirchen. Herausgegeben wird sie vom
Lippischen Heimatbund und der ev.-reformierten Kirchengemeinde
Heiligenkirchen, den Text verfasste der Historiker Roland Linde und die
Fotos steuerte Uwe Standera bei. Die Broschüre informiert über die
Baugeschichte und Ausgrabungsergebnisse ebenso wie über die
Kirchenausstattung, beispielsweise das Nischengemälde der „Geißeln
Christi“ aus dem 15. Jahrhundert, die Relikte der früheren Gruft der
Hornoldendorfer Adelsfamilie von Hammerstein und die aus Bösingfeld
stammenden Barockorgel, die hier seit 1973 eine neue Heimat gefunden
hat.
Im zweiten Teil geht Linde dann auf Heiligenkirchen und den Raum
Detmold in den Zeiten Karls des Großen (768-814) und Bischof Meinwerks
von Paderborn (1009-1036) ein. Karl errang 783 im Detmold-Gau „am Berg
Osning“ in offener Feldschlacht einen wichtigen Erfolg über die
gegnerischen Sachsen. Im Jahr 799 weihte Papst Leo am Rande seines
historischen Treffens mit Karl einen Altar im Detmold-Gau, den Bischof
Meinwerk 1023 nach Paderborn in die neu errichtete Abdinghofkirche
überführen ließ.
Die Frage, wo dieser Altar ursprünglich stand, hat die Forschung immer
wieder bewegt. Die Stadt Detmold existierte damals noch nicht, „Detmold“
war vielmehr die Bezeichnung für eine Landschaft. Mehrere Forscher wie
der Geograph Adolf Schüttler vertraten die Ansicht, dass die 799
gestiftete Kirche der Vorgängerbau der heutigen Kirche in
Heiligenkirchen war. Nach einer Neubewertung aller Quellen kommt Linde
zu dem Ergebnis, dass die Detmold-Kirche von 799 sehr wahrscheinlich
durch die Entfernung des Altars aufgegeben wurde. Möglicherweise stand
sie auf dem Königsberg bei Heiligenkirchen. Die Kirche im Dorf geht
dagegen sehr wahrscheinlich auf eine Stiftung des Grafen Bardo († 855)
zurück, der auch das Stift Liesborn bei Beckum gründete, das ebenfalls
unter dem Schutz der Heiligen Kosmas und Damian stand.
Autor:
Linde, Roland
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